Muttner Pazoggal-Rundi

Distanz: 35km
Höhendifferenz: 1900m
Zeit: 5h
Höchster Punkt: 1880m.ü.M

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Von Thusis aus folgt man zuerst dem Fahrradweg bis nach Sils, wo ein breiter Weg Richtung Hohenrätien abzweigt. Unter sich zeigt sich schnell die Burg Ehrenfels, die sich schon im 13. Jahrhundert dort eingefunden hat.

 

 

Über die Burg Ehrenfels ist heute nur wenig bekannt. Man nimmt an, dass sie einst der Sitz des Herren von Sils war. Vermutungen zufolge war die Burg im Besitz der Herren von Schauenstein. Diese gehörten im 14. Jahrhundert zu den Einflussreichsten und Wohlhabendsten im Domleschg, besassen nebst Ehrenfels auch Campell, Unter-Tagstein, Reichenau und Haldenstein. Im Jahre 1742 starb die Familie dann aber aus. Die Burg Ehrenfels blieb bis ins 16, Jahrhundert im Besitz der Schauenstein, gilt nach 1600 aber als verlassen und zerfallen, bis sie in den Dreissigerjahren zur Jugendherberge umfunktioniert wurde.

Informationsquellen: Poeschel, Erwin. 1929. Das Burgenbuch von Graubünden, Orell Füssli Verlag. Zürich.;

Clavadetscher, Otto P. und Meyer, Werner. Das Burgenbuch von Graubünden. Orell Füssli Verlag. Zürich.

Burg Ehrenfels
Burg Ehrenfels

Einige Hundert Meter weiter führt eine Strasse nach unten zur Burg Höhenrätien, die ein Besuch wert ist. Die Burg steht in Privatbesitz, weshalb ein Eintritt verlangt wird (Erwachsene 5.-/Kinder 3.- CHF).

 

 

Schon lange vor den Römern, nämlich von der Eisen- und Bronzezeit wurden Überreste von Siedlungen auf dem Felskopf des „Johannisbergs“ ausgegraben. Die heute noch bestehende St. Johann-Kirche ist möglicherweise heidnischem Ursprung. Mit Sicherheit kann man aber sagen, dass sie in spätrömisch/frühmittelalterlicher Zeit eine wichtige Funktion hatte, denn im Sommer 1999 wurde ein Baptisterium (Taufkirche mit Taufbecken) aus dem 5./6. Jahrhundert entdeckt. Bis ins 15. Jahrhundert war die St. Johann-Kirche die Pfarrkirche des Domleschgs am linken Rheinufer und somit auch Begräbnisplatz. Die im Mittelalter noch als Hoch-Rialt bekannte Burganlage, ist heute ausschliesslich noch als Hohen Rätien benannt. Zu den Erbauern und ersten Inhabern fehlen Dokumentationen, die ersten erwähnten Namen waren die der Herren von Rialt. 1359 tauschte das Kloster Cazis die Kirche St. Johann gegen Besitztümer im Unterengadin. Die Rodelser Familie von Jecklin, die bis heute im Besitz der Anlage ist, kaufte sie 1480und darf sich seit dem „von Jecklin von und zu Hohen Rätien“ nennen.

Informationsquellen: Poeschel, Erwin. 1929. Das Burgenbuch von Graubünden, Orell Füssli Verlag. Zürich.;

Clavadetscher, Otto P. und Meyer, Werner. Das Burgenbuch von Graubünden. Orell Füssli Verlag. Zürich.;

Fam. Stiftung Hohen Rätien (Jahr nicht bekannt). Geschichte der Burg - Zeitenwende: Spätantike-Frühmittelalter.

 

http://www.hohenraetien.ch/HR-Web-2008/web-content/pages/0A-Geschichte-02.html#Baptist (09.08.2013)

Hohen Rätien
Hohen Rätien

Über eine grosse Waldlichtung geht’s über die Landwirtschaftsstrasse bis auf den Crap Carschenna, wo ein Singletrail bis zu den Felszeichnungen von Carschenna führt.

 

 

Forstingenieur Peter Brosi suchte 1965 nach einem Messpunkt im Wald von Carschenna. Immer wieder stiess er auf felsigen Grund, was ihn stutzig machte. Kurz darauf stand er vor einer Felsplatte, übersät mit Reliefs, wahrscheinlich mit Bronzewerkzeug in den Stein gehauen. Er informierte den Archäologischen Dienst Graubünden, der schliesslich elf Platten mit prähistorischen Felsbildern freilegte. Am meisten vertreten sind konzentrische Kreise mit einem bis neun Kreisringen und jeweils einer tieferen Einbuchtung im Zentrum. Des Weiteren sind einige Menschen mit Tieren zu erkennen, darunter einige Reiterszenen, und Tiere, die nicht einfach zu identifizieren sind. Es könnte sich dabei um Pferde, Rinder oder eventuell auch Wildtiere (Reh, Hirsch, Gämse) handeln. Paul Emanuel Müller glaubt in seinem Buch „Eine Landschaft der Symbole“, gleich vier Sonnenbilder gesehen zu haben: „Das geometrische Symbolzeichen aus einem Kreis und seinem Mittelpunkt“, „die kindlich naive Darstellung eines Strahlenkranzes“, „das Sonnenpferd“ und „der Sonnensohn“. Das Sonnenpferd wurde unter anderem von Urs A. Müller als keltisches Saumtier interpretiert, Christoph Gassmann schreibt zu seinem Bild (unten) sogar: „Wie kam das Iglu auf den langgestreckten Rücken?“. Der Interpretation dieser Bilder sind also kaum Grenzen gesetzt.

Informationsquelle: Müller, Paul Emanuel. Eine Landschaft der Symbole - Die Felsbilder von Carschenna. 2004. Terra Grischuna Verlag. Chur.

das "Sonnenpferd", Copyright Christoph Gassmann, rheinsein.de
das "Sonnenpferd", Copyright Christoph Gassmann, rheinsein.de
Konzentrische Kreise, Carschenna
Konzentrische Kreise, Carschenna
Carschenna, Copyright südostschweiz.ch
Carschenna, Copyright südostschweiz.ch

Über unbeschilderte Forststrassen erreicht man die Kantonsstrasse, von der man nach 1.5 Kilometern auf die alte Muttnerstrasse abzweigt, die mittlerweile für Autos gesperrt ist.

Über exakt 38 Haarnadelkurven erreicht man Obermutten. Bevor es aber soweit ist, kommt man am Dorf Mutten vorbei. Das Achtzig-Seelen-Dorf im Nordhang unterhalb der Muttnerhöhe lädt zum Entspannen ein. Gemütliche Bergatmosphäre und freundliche Anwohner gibt es hier zur Genüge.

Mutten
Mutten

Einige Kurven weiter erscheint wie aus dem Nichts der Weiler Stafel. Gelegen auf 1760 m.ü.M. gibt es hier wohl kein Haus und kein Stall, die nicht aus Holz gebaut wurden.

Holzhäuserkolonie Stafel
Holzhäuserkolonie Stafel
Holzhäuser in Stafel, Muttnerhorn im Hintergrund
Holzhäuser in Stafel, Muttnerhorn im Hintergrund

In Obermutten angekommen sticht erst einmal die Willkommenstafel ins Auge, auf der die Facebookfans der ersten Stunden verewigt wurde. Man erinnere sich an die PR-Aktion aus dem Jahre 2011, worauf das Obermutten International Museum of Friendship (OIMOF) eröffnet wurde. Nachdem im Bergrestaurant Post Gerry’s Härdopfel-Pazzoggal und eine Walser Brotturta gekostet wurde, ist es zu der Obermuttner Holzkirche nicht mehr weit. Der einzige noch heute bestehende Sakralbau in der Schweiz stammt noch aus dem Jahre 1718!

Obermutten
Obermutten
"Die Fans der ersten Stunden" von Mutten
"Die Fans der ersten Stunden" von Mutten
Obermutten, Blick Richtung Lenzerhorn (Lenzerheide)
Obermutten, Blick Richtung Lenzerhorn (Lenzerheide)
Holzkirche in Obermutten
Holzkirche in Obermutten

Auf den langen Anstieg folgt eine rasante Singletrailabfahrt, die Einiges an technischem Geschick abverlangt. Die Aussicht auf den Schamserberg, die man danach von Samest Sura hat ist atemberaubend.

Samest Sura
Samest Sura
Samest Sura, Blick Richtung Schamserberg
Samest Sura, Blick Richtung Schamserberg

Kurz bevor man Zillis Reischen erreicht hat, führt ein Wanderweg weiter zur alten Viamalastrasse. Diese Singletrailkilometer sind auf jeden Fall noch einmal zum Geniessen, bevor man wieder auf befestigten Untergrund gelangt. Die Viamalastrasse, die früher wichtiger Bestandteil der Nord-Süd-Achse war, ist auch noch heute sehr eindrücklich.

 

Zur besseren Orientierung hier die Karte von Topo Schweiz.

 

Die Viamala gilt als die imposanteste Schlucht Graubündens. Schon früher erkannte man die Wichtigkeit des Splügenpasses als Verbindung zwischen Nord und Süd. Doch die Viamalaschlucht war ein sehr schwer überwindbares Hindernis, das den Leuten lange ein Dorn im Auge war. Der Bündner Historiker Prof. Dr. Lorenz Joos hat zusammen mit Dr. Christoph Simonett und Dr. Benedict Mani herausgefunden, dass schon zu Zeiten der Römer die Viamala ein Teil der Hauptachse von Chur gen Süden war. Damals war es üblich, über die Burg Ehrenfels und Hohen Rätien nach Unter-Rongellen zu gelangen. Dort war es möglich, mit Hilfe von Baumstämmen und Ähnlichem den Hinterrhein zu überqueren. Bis 1300 war dies, und nicht der Weg durch das verlorene Loch auf der rechten Talseite der Hauptzugang zur Viamala. Die Viamala selbst werden die Römer wohl über die sogenannte Scala, also hölzerne, aber mit kleinen Wagen und Schlitten befahrbaren Rampen, überwunden haben.1599 berichtete der Basler Kaufmann Andreas Ryf, „[…]Ich wollte lieber über den Gotthard zweimal, als über den Spliegen einmal reisen“. Dessen Ansicht teilte er sich wohl mit unzähligen anderen Säumern, die die Viamala durchqueren mussten. Der Bau der beiden steinernen Brücken 1738/39 war demnach eine Freude für Viele. Thomas Coryat, ein Engländer, der vom Süden nach Chur reiste, schrieb 1608, dass „nirgends in der ganzen Christenheit die Wanderer mit grösserer Sicherheit reisen als über den Splügen. Ein weiterer naturgegebener Vorteil des Splügen- sowie des St. Bernhardinpasses sind dessen geringe Passhöhen (2065m und 2113m). Dies bedeutete beim Splügenpass im Vergleich zum Septimer eine Höhendifferenz von knapp 200m, was weniger Kraftanstrengung und bessere Wetterverhältnisse, das heisst weniger Schneefall, zur Folge hatte.

Da man merkte, dass die Viamala früher sehr schwer passierbar war, suchte man nach Spuren, die eine Umgehung bezeugen könnten. Diese wurden bei Saissa oberhalb Rongellen auch gefunden. Es konnte belegt werden, dass die Säumer von Sufers über Lai da Vons (1991m) – Promischur (1842m) – Mathon (1527m) – Lohn (1587m) – Saissa (1350m) – Dürrwald (1368m) – Urmein (1264m) nach Thusis (723m) zogen.

Informationsquelle: Hösli, Jost. Viamala - Natur und Menschenwerk einer Schlucht. 1972. Verlag Schweizerischer Lehrerverein. Zürich.

Ranïa-Brücke
Ranïa-Brücke
Wildener Brücke, Viamala
Wildener Brücke, Viamala
Wildener Brücken, Viamala
Wildener Brücken, Viamala

Durch das verlorene Loch erreicht man nach einigen Kilometern wieder den Parkplatz in Thusis.

 

Dass das Verlorene Loch erschlossen wurde betrachteten die Säumer vom Schams und aus Thusis jahrhundertelang als verlorene Mühe. Als dann aber in den Jahren 1818 bis 1823 die Splügen- und Berhardinstrasse ausgebaut wurde, wurde auch das Verlorene Loch breiter und besser passierbar gemacht. Richard la Nicca, der spätere Kantonsingenieur liess das Verlorene Loch 1820 sprengen, während er an seiner Hochzeitsfeier von Hohen Rätien aus dem Spektakel zuschaute.

Informationsquelle: Hösli, Jost. Viamala - Natur und Menschenwerk einer Schlucht. 1972. Verlag Schweizerischer Lehrerverein. Zürich.

Verlorenes Loch, Copyright kulturraumviamala.ch
Verlorenes Loch, Copyright kulturraumviamala.ch

 

Bemerkungen:

- Licht mitnehmen (Tunnels)

- Genügend Wasser mitnehmen! (Erster Brunnen nach Sils erst in Mutten!)

- Das Berggasthaus Post ist sieben Tage die Woche geöffnet.

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